Allgemeine Vorbemerkungen

Als Historiker habe ich mich in meiner Dissertation erstmals schwerpunktmäßig mit unterstützungsbedürftigen Menschen in der Zeit des 18. Jahrhunderts beschäftigt. Auf die Thematik wurde ich eher durch Zufall aufmerksam. Als ich bei der Themensuche im Stadtarchiv Langenzenn nach noch unbearbeiteten Themen nachfragte, erhielt ich alternativ die Geschichte der Zünfte oder des Spitals der Stadt angeboten. Ich plante zunächst eine allgemeine Spitalgeschichte, stieß dann aber bei meinen Recherchen in den Rechnungsbüchern auf umfangreiche und über weite Strecken sehr detaillierte Auflistungen von Almosenvergaben an Ortsarme und durchziehende fremde Bettler. In den Rechnungs- und Belegbüchern fanden sich die Listen bzw. Originalbelegzettel, auf denen oft zusätzliche Informationen vermerkt waren, die nicht in die Listen im Rechnungsbuch übertragen wurden. Zunächst lokal begrenzt auf ein einzelnes Spital im 18. Jahrhundert untersuchte ich die große Schar der Empfänger (387 Ortsarme und 11.343 fremde Arme) unter verschiedenen Gesichtspunkten wie Herkunft, Beruf, Alter, Geschlecht, Höhe und Dauer des Almosenempfangs, Verwendungszweck der Almosen u.a. . Der Titel der Dissertation lautete schließlich: Das Spital und die Armen: Almosenvergabe in der Stadt Langenzenn im 18. Jahrhundert (Studien zur Geschichte des Spital-, Wohlfahrts- und Gesundheitswesens Bd. 2), Regensburg 1997 (ISBN 3-7917-1554-2). Die Schriftenreihe des Katharinen-Spitals Regensburg Die Informationen zu den Almosenempfängern wurden von mir als Beilage des Buches in Form von Mikrofiches veröffentlicht. Sie sollen nun in der nächsten Zeit Schritt für Schritt mit inzwischen durch weitere Archivrecherchen gewonnenen Ergänzungen im Internet veröffentlicht werden.

Zielsetzung

Zum einen soll mit dieser Form der Publikation der Forschung eine Materialbasis zur Erforschung der "Unterschichten" im 18. Jahrhundert zur Verfügung gestellt werden, die nach dem Einpflegen der Informationen aus den Langenzenner Spitalrechnungsbücher durch weitere Almosenlisten des 18. Jahrhunderts und Funden aus Pfarr- und anderen Archiven ergänzt und erweitert werden wird. Aber auch für Familienforscher kann diese Zusammenstellung wertvolle Hinweise zu einer durch ihre Mobilität oft nur schwer fassbare Bevölkerungsschicht liefern. Hinweise auf weitere Quellen und Informationen zu bereis genannten, aber noch nicht aufgeführten Bettlern und Vaganten aus der Zeit zwischen 1700 und 1800 mit genauer Quellenangabe sind stets willkommen und können an meine E-Mail-Adresse gesendet werden (f.praeger@odn.de).

Methodisches

Die Informationen zu einzelnen Personen sollen aus den verschiedenen Quellen zu biographischen Skizzen zusammengefügt werden. Als Grundlage dienten die Almosenlisten des Langenzenner Spitals, die durch weitere Almosenlisten (z.B. Erlangen, Heilsbronn, Nürnberg; in der Reichsstadt erschienen Listen der unterstützten ansässigen Armen sogar im Druck) sowie durch die vielen Zufallsfunde aus Pfarrarchiven ergänzt werden. So entstehen mehr oder weniger detailreiche biographische Skizzen.

Erläuterungen zu den einzelnen Feldern:

Familiennamen und Vornamen: Soweit bekannt, sind die Personen unter ihrem Familiennamen alphabetisch eingeordnet, wobei dem phonetischen Prinzip gefolgt wird: P findet sich unter B, K unter C, T unter D. Personen, die nur mit ihrem Vornamen genannt werden, werden in einer eigenen Datei zusammengefasst, ausser sie konnten eindeutig einem Familiennamen zugeordnet werden (durch Beruf und Herkunft und Art der Bedürftigkeit zum Beispiel). Personen ohne Vor- oder Familiennamen werden in einer weiteren Datei chronologisch anheordnet.

Selbst bei Namensgleichheit ist nicht immer sicher, ob die Zuordnung einzelner Ereignisse stets korrekt vorgenommen wurde. Hier werden weitere Quellenforschungen noch viele neue Erkenntnisse liefern.

Datum: Soweit bekannt, werden die genauen Datumsangaben der Quellen übernommen. Wo diese fehlen, steht entsprechend nur eine Jahreszahl, teilweise mit einem ca. bei den aus Altersangaben in den Bestattungseinträgen errechneten Geburtsjahren.

Ort: Der Ort (mit GOV-Kennung zur eindeutigen Identifizierung) nennt immer den Ort des beschriebenen Ereignisses. Die von den Bettlern genannten Geburts-, Wohn- oder Aufenthaltsorte finden sich im Ereignisfeld bei der Personenbeschreibung. So differenziert z.B. der Zimmergeselle Johann Adam Nagel zwischen Veitsaurach als seinem Wohnort und Abenberg als seinem Geburtsort.

Ereignis:

Neben den ergänzenden biographischen Angaben wie Geburt/Taufe, Heirat und Tod/Bestattung sowie Fällen aus den Buß- und Frevelregistern des Oberamts Cadolzburg (Niedere Gerichtsbarkeit) stehen hier zunächst Austeilungen von Geldalmosen an die Bedürftigen. Da der Familienname und Vorname aus den Zeilen darüber ersichtlich sind, wurde hier - außer bei Namensvarianten - auf eine Wiederholung verzichtet und als Subjekt der Beruf oder Mann/Frau etc. gewählt. Um die Zuordnung der einzelnen Ereignisse zu einer Person nachvollziehbar zu machen, sind alle Informationen, die vom Schreiber unter diesem Datum festgehalten wurden, jedesmal vollständig aufgeführt.

"erhält mit" und "erhält gemeinsam mit": Diese von mir gewählte Differenzierung tennt zwischen eng zusammengehörigen Almosenempfängern (Ehepaare bzw. Eltern und Kinder) und den oft zufällig mit auf den Belegzettel gekommenen weiteren Empfängern. Zu vielen der in Listenform in die Rechnungsbücher übertragenen Personendaten finden sich in den Belegbänden noch die originalen Almosenzettel, die von der Stadtwache dem Bedürftigen bei seiner Ankunft am Stadttor ausgestellt wurden und die er beim Spitalamt vorlegen musste, um sein Almosen zu erhalten. Dadurch finden sich oft mehrere Personen, die zufällig zur gleichen Zeit am Stadttor angekommen sind, gemeinsam auf einem Zettel. Dennoch sind die namentlich genannten Konsorten wichtig für die Ermittlung fester Konstellationen unter den vagierenden Armen. Z. B. kommt der Mühlarzt Johann Nöhr am 4. Oktober 1762, am 29. März 1764, am 2. Oktober 1765, am 8. April und 23. Oktober 1766 und am 26. Oktober 1767 gemeinsam mit dem Mühlknecht Andreas Schweinzer aus Adelsdorf gemeinsam auf einem Almosenzettel vor. Die Frage, wer mit wem wann durchs Land zog, könnte durch das Zusammentragen vieler weiterer Informationen geklärt werden.

Da oft nur eine Gesamtsumme genannt wird, kann diese nicht exakt auf die Empfänger verteilt werden, die teilweise auch nur als "Konsorten" ohne Nennung des Namens gekennzeichnet werden. Bei den Konsorten läßt sich oft nur aus der Höhe des Almosens erahnen, ob ein oder mehrere Konsorten anzunehmen sind.

In der Begrifflichkeit lehnt sich die Wiedergabe eng an die Quelle an ohne jedoch exakt zu zitieren. In Anführungszeichen wurden Begriffe gesetzt, die heute Anstoss erregen könnten, um diese deutlich als aus der Quelle stammend zu kennzeichnen, z.B. "Sklaverei" für Gefangenschaft. Verändert wurde lediglich die im 18. Jahrhundert durchgehend verwendeten Begriffe "abgebrannt" durch bandgeschädigt und "Weib" durch Frau.

Quelle: Hier findet sich der exakte Fundort der beschriebenen Informationen in abgekürzter Form (z.B. StAL = Stadtarchiv Langenzenn, PfAL = Pfarrarchiv Langenzenn). Die Abkürzungen der Pfarrarchiv lassen sich leicht aus den im Text genannten Ortsnamen auflösen. Auch zitierte Literatur ist hier genannt (z.B. Häuserchroniken, Studentenmatrikel). Zu den Quellen ist eine eigene Datei angelegt (Benutzte Quellen), in der diese genau beschrieben werden (Bände, Umfang, Informationsgehalt, Stand der Auswertung). Daraus kann dann ersehen werden, welche Pfarreien bereits aufgesucht wurden und welche Bände (Geburten, Heiraten und Sterbefälle) für welchen Zeitraum komplett durchgesehen wurden.